Chronik

Eine Gemeinschaft mit Tradition - der „Verein der Gartenfreunde Hönow e.V.“

Im August 1990 neu gegründet und im darauf folgenden September als rechtsfähige Vereinigung registriert, knüpft der „Verein der Gartenfreunde Hönow e.V.“ an die langjährige Tradition der Hönower Siedler an, gemeinsame Interessen und Ziele in Gemeinschaften zu verwirklichen.

 

 

Aus der Not eine Tugend gemacht

Die Hönower Siedler-Tradition hat ihren Ursprung im 21. Jahr des zwanzigsten Jahrhunderts im heutigen Ortsteil Hönow-Süd. Viele Berliner, eingedenk der Hungertage des 1. Weltkrieges und der entbehrungsreichen Zeit danach, brachen auf und machten aus ihrer Not eine Tugend. Sie suchten ein Stückchen Land zum Anbau von Obst und Gemüse, vor allem von Kartoffeln. Rings um Berlin - die Landbesitzer hatten die auch für sie günstigen Zeichen der Zeit erkannt – wurde bäuerliches Ackerland parzelliert, verpachtet und verkauft, so auch in Hönow-Süd.

 

Da Tugend und Streben alleine nicht ausreichten, um der mangelhaften, oft fehlenden Infrastruktur zum Trotz Saatgut, Düngemittel und Baumaterialien für die Bewirtschaftung der Parzellen heranzuschaffen, Wege und Straßen zu errichten, eine stabile Wasserversorgung aufzubauen und Straßen zu errichten, lag nichts näher, als eine funktionierende Interessengemein-schaft zu gründen. Auf Initiative und unter Vorsitz des Gastwirts Georg Winkel formierte sich zu diesem Zweck der „Grundbesitzer-Verein Hönow e.V.“

 

In den darauffolgenden Jahren führte die anhaltende Siedlungserweiterung zu weiteren Vereinsgründungen. So schlossen sich die Bewohner in der Erweiterung des Siedlungsgebietes bis zur Altlands-berger Chaussee zum „ Haus- und Grundbesitzerverein“ unter Vorsitz von Herrn Patschorke zusammen. Westlich und nördlich des über 700 Jahre alten Dorfes Hönow gründete sich die „Siedlergemeinschaft Hönow-Nord“. Die „ Siedler-Interessengemeinschaft Rosengarten“ , ein bereits eingetragener Verein im „Siedler und Kleingärtner Verband Berlin und Umgebung“, wirkte in dem bis 1932 erschlossenen östlichen Teil der Siedlung.

 

 

Der Vielfalt folgt die Gleichschaltung

Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 war es mit der Vielfalt der Vereine dahin. Die Siedlergemeinschaften wurden gleichgeschaltet, ihre Vorstände abgesetzt und eine neuer Gesamtvorstand aus NSDAP- Mitgliedern gebildet. Die Mitgliederversammlungen und Veranstaltungen des Vereins fanden jedoch nach wie vor in den Gaststätten „Mittelpunkt der Erde“ (Hönow) und „Zur Sonne“ (Mahlsdorf) statt.

 

Im Laufe der Jahre wechselte mehrfach, bedingt durch anhaltende Uneinigkeiten im NSDAP-dominierten Vorstand, dessen personelle Zusammensetzung, sodass im Oktober 1943 parteilose „Volksgenossen“ die Geschicke des Vereins in die Hände nahmen. Ihnen gelang es in der Folgezeit, in eigener Initiative weitere Wege und Straßen der Siedlung an die zentrale Wasserleitung anzuschließen. Die von den Nutzern dafür gezeichneten Anleihen in Höhe von 20 Reichsmark wurden später vom Wasserverband wieder zurückgezahlt.

 

1945 - Aufbruch und wieder zahlreiche Vereinsnamen

Mit der Zerschlagung des Hitlerfaschismus und dem Ende des zweiten Weltkrieges begann auch für den Verein ein neues Stück Geschichte. Die Namensodyssee ging jedoch weiter. Aus dem per neue gesellschaftliche Verhältnisse verpönten Namen „Grundbesitzer-Verein“ wurde der „Siedler- und Kleintierzüchterverein“. Der fehlende Dachverband fand sich im „Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB)“, wodurch der Verein sich in „Kleingartenhilfe des FDGB“ umbenannte. Wenn auch unerwartet, begann mit der Gründung des „Verbandes der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK)“ bis 1990 mit dem Zusatz „Siedlersparte Hönow“ die längste Periode des Vereins mit gleichbleibendem Namensschild.

 

Auf dem von der Gemeinde Hönow gepachteten Grundstück entstand ein Vereins- und Verkaufsgebäude, von wo aus die Siedlersparte eine rege Bau-und Geschäftstätigkeit entfachte. Mitglieder und Ortsansässige wurden mit Baustoffen, Futter- und Düngemitteln, Gartengeräten und anderen, schwer beschaffbaren Waren und Artikeln versorgt. Ihre Erzeugnisse aus Garten- und Tierzucht, wie Obst, Geflügel, Kaninchen und Eier sowie Altstoffe wurden vom staatlichen Großhandel aufgekauft.

 

Stetiges Bergauf bewahrt nicht vor jähem Bergab

Der couragierten Initiative einer kleinen Gruppe um den späteren Vorsitzenden Siegfried Heffe ist es zu verdanken, dass im Jahre 1972 das drohende wirtschaftliche Aus des Vereins abgewendet werden konnte. Er setzte seine rege Geschäftstätigkeit fort und errichtete aus den Handelserlösen und mit umfangreicher freiwilliger Hilfe seiner Mitglieder eine 200 m² große Lagerhalle, wo empfindliche Handelsware gegen Witterungseinflüsse und auch Diebstahl geschützt aufbewahrt werden konnte. Eine neue Herausforderung sollte der Neubau eines großen Vereinshauses werden, mit dem 1988 begonnen wurde. Zahlen aus der Statistik des VKSK bestätigen die durchaus beeindruckende Bilanz der wirtschaftlichen Tätigkeit des Vereins in dieser Zeit.

 

Jahresumsatz:

1970 1974 1978

41.000 M 107.500 M 190.000 M

 

 

Aufkauf von Erzeugnissen:

1972 1973 1974 1976

25.400 kg Gemüse 20.000 kg Kaninchen 250.000 Stck. Eier 67.000 kg Obst 8.000 kg Beerenobst

 

Was für den Verein durchaus als beredtes Zeugnis der unermüdlichen Tätigkeit seiner Mitglieder herangezogen werden kann, war für die ihn umgebenden Rahmenbedingungen ein deutliches Zeichen von gesellschaftlicher, vor allem wirtschaftlicher Schwäche.

 

1990 - Neue Herausforderungen treffen auf tüchtiges Engagement

Mit der politischen und wirtschaftlichen Wende nach 1989 erfuhr auch das Schicksal der Vereinstätigkeit eine grundlegende Richtungsänderung. Die rege Handelstätigkeit, geboren aus dem Mangel an wirtschaftlichen Gütern, wurde abrupt beendet. Die Lagerbestände mussten schnell und zu Niedrigpreisen veräußert werden. Die leere große Lagerhalle wurde vermietet. Doch der scheinbare Niedergang des Vereins und die einhergehende Ratlosigkeit währten nicht lange.

 

Wieder waren es beherzte und tüchtige Mitglieder wie die langjährigen Vereinsvorsitzenden Siegfried Heffe und Heinz Köbke, die nicht zuschauten und die Zukunft des Vereins konstruktiv und ideenvoll in ihre Hände nahmen. Der Verein wurde neu gegründet und unter dem Namen „Verein der Gartenfreunde Hönow e.V.“ beim Amtsgericht in Strausberg registriert.

 

Eine neue gesellschaftliche und vor allem wirtschaftliche Situation führte den Verein zu neuen Aufgaben und Zielen. Heute ist der Verein vor allem eine Gemeinschaft Gleichgesinnter, deren Anliegen ihre Gärten sind. Sie fachsimpeln in geselligen Runden über Blumen, Kräuter, Früchte und gärtnerische Gestaltung und stehen sich gegenseitig mit Rat und Tat zur Seite, wobei sie dazu im Verein in Fachvorträgen durchaus Neues erfahren und bekanntes Wissen auffrischen können.

 

Das 1992 in Betrieb genommene Vereinshaus und frühere Lagergebäude wurden der Volkssolidarität zur Verfügung gestellt. Seit 1995 wird es vom Hönower Dorfchor, 1990 im Verein aufgegangen, gern als Übungsstätte genutzt.

 

Mit der im März 2002 zur Jahreshauptversammlung des Vereins erfolgten feierlichen Eröffnung des neuen Vereinshauses wurde eine ästhetisch ansprechende, atmosphärisch angenehme und unterhaltungstechnisch hochwertige Heimstätte für das Leben im Verein geschaffen. Im Sinne der Gemeinnützigkeit wird dieser zweitgrößte Versammlungsraum in Hönow auch für öffentliche Veranstaltungen und Familienfeiern der Vereinsmit-glieder sowie Hönower Bürgern zur Verfügung gestellt.

 

Resümee

Zum über 90-jährigen Werden und Gedeihen des Vereins haben viele Bürger von Hönow, das seit 2003 ein Ortsteil der Gemeinde Hoppegarten ist, ihren Beitrag geleistet, in guten und auch in schlechteren Zeiten. Mal eher markant, mal eher klein, mal geschichtlich bedeutend, mal so nebenbei hat jedes Mitglied auf seine Art den Verein mitgestaltet. Ihnen allen, den Genannten und Ungenannten, den Bekannten und Unbekannten, den im Gedächtnis Gegenwärtigen und den oft auch schon Vergessenen, gilt der Dank des heutigen Vereins und ihrer Mitglieder.

 

Das Vereinsleben ständig zu verbessern, dabei das Zusammengehörigkeitsgefühl nicht zu vergessen, dem Menschen und dem gesellschaftlichen Gedeihen der Gemeinde und ihren gemeinnützigen Zwecken zu dienen, sind Aufgabe und Ziel. Der Verein ist Teil der Geschichte von Hönow. Die Einwohnerzahl hat sich nach der Wende verdreifacht, mit der wachsenden Zahl an Grundstückseigentümern wächst auch das Interesse an unserem Verein, was uns hoffnungsvoll in die Zukunft blicken läßt.

 

Heinz Köbke